Wie versteht ein Hund uns…?

 

Ein Hund ist kein Mensch. Er denkt nicht wie ein Mensch, dafür ist sein Gehirn nicht ausgerichtet. Er hat keine Moral. Er macht nie etwas Böses nur aus reiner Niedertracht, aber er hat ein gutes Gedächtnis und kann verschiedene Sachen miteinander verknüpfen, wenn diese Dinge unmittelbar zusammen liegen oder aufeinander folgen. Das heißt loben und tadeln immer nur in dem Augenblick, wo er gerade etwas Falsches oder Richtiges macht. Er liest alle Stimmungen an unserer Körperhaltung und Mimik ab. Darin ist er Meister.

 

Im Rudel läuft die Verständigung nur ab über…

 

Körpersprache = Mimik, Gestik

Lautsprache = Tonfall

Augenkontakt = Der Rudelführer hält immer Augenkontakt z.B.

Großmachen = sich aufbauen

Zähne zeigen = Waffe zeigen

Stimme = knurren, bellen, winseln

 

Das Rudel hält immer Augenkontakt mit seinem Rudelführer. Erhebt er sich z.B. um vielleicht die Jagd einzuleiten, wird man sehen, dass im ganzen Rudel Bewegung aufkommt. Augenkontakt sollten Sie früh mit Ihrem Welpen üben (siehe Kapitel "Richtiges Spiel mit dem Hund"). Handgreiflichkeit im Rudel wird nur im allerhöchsten Notfall angewandt. Das heißt, ein Welpe, der sich zu renitent benimmt, wird ggf. mit einem Nackenbiss nach unten gedrückt und geschüttelt. Ansonsten läuft die Verständigung über Körpersprache, Lautsprache und Mimik ab. Also: Es wird nur geblufft, und wer das am besten kann, ist der Dominantere.

Diese Sprache der Hunde müssen wir beherrschen, damit wir uns unserem Hund mitteilen können. Sie muss immer im richtigen Augenblick angewandt werden. Nur dann kann ein Hund Ihr Lob oder Ihren Tadel richtig mit seiner Handlung verbinden. Also Lob und Tadel immer mit der passenden Körperhaltung und Mimik einsetzen und immer sofort reagieren, während er etwas richtig oder falsch macht.

Zum Beispiel: Wir bauen uns auf, wenn der Welpe gerade genüsslich am Teppich kaut und sagen mit drohendem Blick und scharfer Stimme: "Nein". Er wird es wahrscheinlich noch mal versuchen, denn er muss wissen, ob er es wirklich nicht darf. Wieder ein "Nein", diesmal etwas härter als zuvor und wenn Sie es mit einem sehr mutigen Welpen zu tun haben, wird er versuchen sich durchzusetzen. Er kann es einfach nicht glauben, dass dieses herrliche Teppichspiel verboten ist und kaut weiter daran. Jetzt ist die Zeit gekommen wo wir ihn in den Nacken packen und ihn nach unten drücken, mit einem kräftigen "NEIN".

Sollte er aber etwas während Ihrer Abwesenheit angestellt haben, so können Sie ihn noch so ausschimpfen, er weiß nicht warum Sie so böse sind, sondern verbindet Ihre Stimmung mit dem was er gerade tut. z.B. er wollte Sie gerade freundlich begrüßen. Anstatt sich nun auch zu freuen, schimpfen Sie ihn aus - also wegen seiner freundlichen Begrüßungsaktion, folgert der Welpe daraus. Wenn Sie das mehrmals machen, wird er lernen, sich nicht mehr zu freuen wenn Sie kommen.

Der Habichteffekt

Der sogenannte. Habichteffekt ist auch eine Körpersprache, die sehr oft aus Unwissenheit falsch angewandt wird. Der Habichteffekt ist dann gegeben, wenn Sie sich über den Hund beugen und handgreiflich werden. Z.B. Sie wollen Ihn einfangen indem sie hinter ihm herlaufen und sich beim Einfangen über ihn beugen. Oder auf der Strasse begegnen Ihnen Menschen und greifen mit den Händen nach ihm "Oh was für ein niedlicher kleiner Hund". Über den Hund beugen und handgreiflich werden ist im Rudelverhalten Druck.

Es entsteht Meide- Verhalten, der Hund kann handscheu werden.

Das schlechte Gewissen

Dann hört man oft von Hundebesitzern "Mein Hund hat ein schlechtes Gewissen". Ein Hund kennt kein schlechtes Gewissen, er sieht nur an unserer Körpersprache, dass wir nicht gut drauf sind. Warum, das weiß er nicht aber vorsichtshalber wird er Rute und Ohren hängen lassen und Demut zeigen. Er verbindet unsere Stimmung mit seiner derzeitigen Handlung. Das sieht dann für uns so aus, als wenn er wüsste, warum wir sauer sind. Aber er weiß es nicht!!

Der Ton macht die Musik

Der Hund besitzt von Natur aus die Fähigkeit, feinste Unterschiede in Ihrer Stimme zu hören. Er selbst verfügt über ein Repertoire verschiedenster Lautäußerungen (überschäumendes, hysterisches Bellen, Wuff durch die Lefzen wenn er etwas gehört hat, dass nicht besonders wichtig ist; Bellen in voller Lautstärke bei Gefahr).

Regeln Sie Ihre Lautstärke

Ihre Stimme sollte dem Temperament Ihres Hundes angepasst sein. Einen ängstlichen Hund spricht man anders an als einen Rabauken. Je dickfelliger Ihr Hund ist, desto mehr Phon. Die volle Lautstärke sollte man sich aber für besondere Gelegenheiten aufbewahren, und nie mit Kanonen auf Spatzen schießen, sonst verlieren wir und auch der Hund an Sensibilität und den Sinn für die leisen Töne. Viele Kommandos kann man wirkungsvoller einsetzen, wenn man die darin enthaltenen hohen Töne besonders betont.

Beißhemmung

Im Spiel erlernen die Welpen unter anderem auch die Beißhemmung. Z.B.: Zwei Welpen spielen miteinander, geraten zusammen und beginnen zu kämpfen. Es sieht aus wie ein Spiel, ist auch Spiel und doch sehr ernst. Die messerscharfen Welpenzähne tun dem Gegner weh. Dieser schreit auf und wehrt sich ggf. kräftig. Nun sind es seine Zähne, die den Angreifer verletzen, weh tun. Schneller, deutlicher und einprägsamer kann man nicht lernen, dass ein Angriff auf ein anderes Tier einem selbst auch weh tun kann, ggf. gefährlich ist und

eine genaue Kalkulation von Nutzen und Schaden eines jeden zukünftigen Angriffs bedarf. So lernt der Welpe, die eigene Aggressivität zu zügeln, entwickelt eine Beißhemmung im Umgang mit Artgenossen wie auch mit dem Menschen.

Üben auch Sie diese so wichtige Beißhemmung mit Ihrem Welpen. Beisst er im Spiel zu fest, unterbrechen Sie dieses sofort mit einem lauten "AU!". Genügt dies nicht, können Sie ihn auch parallel zu dem Au-Schrei noch kurz im Genick fassen und sanft, aber bestimmt zu Boden drücken, bis er auslässt. Dann wird sofort weiter gespielt.

Es ist wichtig, dass die Einwirkung sachlich und ohne Zornausbruch erfolgt. Auch eine abrupte Unterbrechung des Spiels kann hier von großem Erfolg sein, da nun das tolle Spiel beendet ist und man den Welpen gelangweilt stehen lässt. Zu festes Beißen bedeutet also, dass das Spiel vorbei ist.

Siiiiiitz!,Pfuiiiii iiiist das! und Hiiiiier!

Hören sich für den Hund schärfer an. Das "Hiiier" wird meist besser befolgt als das dunklere "Komm". Hunde haben ein hervorragendes Gedächtnis und erinnern sich schnell daran, was sie tun sollen, wenn es ihnen immer mit den gleichen Kommandos beigebracht wurde. Falls mehrere Familienmitglieder den Hund erziehen, muss man sich auf einen bestimmten Wortschatz einigen. Andernfalls verwirrt man den Hund und erschwert ihm das Lernen. Der Hund versteht, zunächst jedenfalls, unsere Worte nicht als solche, sondern erkennt an der Stimmlage und dem Tonfall, gepaart mit einer Handlung, was Sie damit ausdrücken wollen. (Später, wenn er mehr an Sie gewöhnt ist, werden Sie merken, dass er selbst an feinsten Nuancen erkennt, was Sie ihm sagen wollen. Sie werden davon überzeugt sein, Ihr Hund versteht jedes Wort.)

Machen Sie sich Ihrem Hund verständlich.

Wenn Sie also mit Ihrem Hund so reden wollen, dass er Sie auch versteht, müssen Sie zunächst einmal sich selbst dazu erziehen, dass er das, was Sie ihm sagen wollen, ganz deutlich an Ihrer Stimmlage erkennen kann. Dabei ist es wichtig, dass Sie die paar Befehle, die Ihr Hund beachten soll, selbst sicher beherrschen. Dass das gar nicht selbstverständlich ist, können Sie immer wieder beobachten. Da wird dem Hund für ein und dieselbe Handlung der Befehl leider sehr oft mit verschiedenen Worten gegeben. Statt eindeutig bei "Sitz!" zu bleiben, heißt es dann außerdem noch: "Setz Dich hin", oder versehentlich wird "Sitz" mit "Platz" verwechselt, oder man sagt "Platz" und meint damit nicht das Hinlegen sondern das "Geh in dein Körbchen". Nahezu unerfüllbar wird es aber für den Hund, wenn Sie mit ein und demselben Wort Unterschiedliches von Ihm verlangen. Einmal sagen Sie "Komm" und meinen damit, dass er kommen soll, das andere Mal meinen Sie mit "Komm" etwa "Lass das sein". Oder man telefoniert gerade und der Hund bellt und bellt und wir rufen "Geh in dein Körbchen oder mach wenigstens Platz". Also zwei Befehle auf einmal, das kann der Hund nicht nachvollziehen. Dann wird oft die Aussprache von beispielsweise "Sitz" und "Platz" nicht klar genug ausgesprochen, beim "Sitz" das helle "i" und bei "Platz" das volle "a".

 

Brüllen brauchen Sie nicht.

Ihr Hund hört, auch das sei gleich gesagt, um einiges besser als Sie. Brüllen brauchen Sie deshalb überhaupt nicht, sonst müssen Sie immer brüllen, weil der Hund lernt, "Nur Brüllen geht mich was an, sonst nichts".

Also üben Sie, alle Kommandos richtig auszusprechen, umso leichter machen Sie es Ihrem Hund.

Strafen Sie so wenig wie möglich und wenn, dann im richtigen Moment. Loben Sie ihn angemessen, wenn er Lob verdient hat. Dann haben sie bald einen Hund, mit dem Sie sich blendend verstehen und der freudig gehorcht, und zwar auf das erste Wort.

 

Quelle: Welpenkurs © MV Büttgen Frau Petra Bender

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VG, Reinhold